St George's Deutsch
Anglikanische Gottesdienste in Berlin
Anglikanische Gottesdienste finden sonntags in der St. Georgs-Kirche
in Berlin Neu-Westend statt (10:30) und in der Ev. St. Marienkirche in Berlin Mitte (18:00). Alle Gottesdienste werden in englischer Sprache gefeiert.
Auch wenn Sie nicht der Kirche von England oder einer anderen anglikanischen Kirche angehören, sind sie sehr herzlich eingeladen, mit uns zu beten und an unseren Gottesdiensten und unserem Gemeindeleben teilzunehmen. Wir freuen uns auf Sie.
Sie können selbstverständlich auch auf Deutsch Kontakt zu uns aufnehmen.
Unsere Kirchengemeinde finaziert sich vollständig selbst und unterhält sich ausschließlich durch Spenden ihrer Mitglieder sowie ihrer Freundinnen und Freunde. Wir erhalten weder von der Kirche von England, unserer Diözese noch dem Deutschen Staat finanzielle Zuwendungen. Wir freuen uns deshalb sehr über Ihre Spende.
Die Geschichte der Anglikanischen Sankt-Georgs-Gemeinde zu Berlin
Im Moment arbeiten wir noch daran.
Wer ist der heilige Georg?
Was in aller Welt sind Anglikaner?
Obwohl Legenden über erste Christen auf der britischen Insel bereits um die Mitte
des 1. Jahrhunderts (Joseph von Arimathäa und der “Glastonbury Thorn”) keine historische Grundlage haben, sind hier wie auch anderswo im Römischen Reich Christen schon in frühester Zeit anzutreffen. Eine erste namentlich bekannte Gestalt ist der Soldat Albanus (St. Alban), der wohl um 209 beim heutigen Ort St. Albans zum Märtyrer wurde. Schon sehr früh entwickelte sich eine vielfältige christliche Kultur, für die das älteste überhaupt erhaltene Christusporträt – das Mosaik von Hinton St. Mary – ein bekanntes Beispiel ist. Theologische Vielfalt kam durch keltische Christen aus Irland, Schottland und Wales hinzu, die von Rom unabhängig weite Teile des angelsächsischen Gebietes bis ins südwestliche Cornwall christianisierten, während der von Papst Gregor ausgesandte Mönch Augustinus 597 den Süden Englands erreichte und noch im gleichen Jahr erster Erzbischof von Canterbury wurde. Der Synode von Whitby (664) schuf mit der Festlegung eines gemeinsamen Ostertermins die erste Einigung keltischer und römisch-katholischer Christen unter römischer Prägung. Strukturreformen und weitgehende organisatorische Entscheidungen von bleibender Bedeutung wurden schließlich auf der Synode von Hertford (672) festgelegt; unter Leitung des neuen Erzbischofs von Canterbury, Theodor von Tarsus, entstand erstmals eine “Ecclesia Anglicana”. Wenig später waren es englische Christen, namentlich der als “Apostel der Deutschen” bekannte Bonifatius (672/75-754), die Zentraleuropa in päpstlichem Auftrag nachhaltig christianisierten. Der englisch-christliche Einfluß wirkte sich besonders in Deutschland auf Theologie, Buchkultur und kaiserliche Politik aus, Alkuin von York (†804) am Hofe Karls des Großen und Wilhelm von Ockham (ca. 1290-1349) bei Kaiser Ludwig IV. sind bekannte Beispiele aus vorreformatorischer Zeit.
Nahezu zeitgleich mit Luthers deutscher Bibelübersetzung leisteten englische Christen Pionierarbeit bei der Übertragung der hebräisch-griechischen Grundtexte in die Volkssprache. William Tyndale (ca. 1494-1536), der Luther in Wittenberg besuchte, prägte mit dem zuerst in Köln und Worms gedruckten Neuen Testament (1525 und spätere Revisionen) die englische Sprache weit über die Bibel hinaus bis heute. Vor der Vollendung der Übersetzung des Alten Testaments wurde er 1536 wegen seiner Tätigkeit als “Häretiker” gefangengenommen und bei Brüssel hingerichtet. Auch die Trennung von Rom unter König Heinrich VIII. (1534), in erster Linie ein staatspolitischer Akt, war ungeachtet aller insularen Besonderheiten eng mit der Situation im deutschsprachigen Mitteleuropa verbunden. Hatte der König noch 1521 vom Papst für eine Streitschrift gegen Luther den Ehrentitel “Verteidiger des Glaubens” (Fidei Defensor) erhalten, den alle Monarchen bis heute fortführen, so gab er dieser Auszeichnung 1539 eine neue Bedeutung, mit den “Sechs Artikeln” (Six Articles), die kirchenpolitisch gegen den Papst den traditionellen katholischen Glauben wiederherstellen wollten. Theologisch Wesentliches geschah allerdings erst unter Heinrichs Nachfolger Edward VI. (1547-1553), der Veränderungen in Liturgie und Lehre durchführte. Dabei entwickelten sich rege Kontakte zu Reformatoren auf dem Kontinent. Nachhaltig einflußreich wurde vor allem der Straßburger Reformator Martin Bucer (1491-1551), der Thomas Cranmer bei der Gestaltung des “Book of Common Prayer” beriet. Die entscheidenden Grundlagen nachreformatorischen Selbstverständnisses, die “historischen Formularien” (historic formularies), wurden dieses “Book of Common Prayer” (Allgemeines Gebetbuch) in der Fassung von 1662, das dem Book of Common Prayer beigegebene Ordinale und die “Thirty-Nine Articles” (Neununddreißig Artikel) von 1571. Die von König Jakob I. geförderte und genehmigte Bibelübersetzung der “Authorized Version” (“King James Bible”) nahm ab 1611 eine überragende Stellung in der gottesdienstlichen und privaten Glaubenspraxis ein. Die Kirche von England konnte sich als die wahre katholische und zugleich wahre reformierte Kirche des Landes verstehen und blieb dabei vorerst auf England und Wales begrenzt.
In Irland gibt es eine Schwesterkirche, die Church of Ireland, die bei der Reformation ebenfalls von Rom abgetrennt wurde; die Mehrheit der Bevölkerung schloß sich allerdings der römisch-katholischen Kirche an. In der (presbyterianischen) Church of Scotland wurde 1690 der Episkopat abgeschafft. Dort führt die Schottische Bischöfliche Kirche (Scottish Episcopal Church) als Freikirche die anglikanische Tradition fort. Zunächst gab es damit nur diese drei anglikanischen Kirchen. Erst mit der Ausweitung des Herrschaftsbereichs, der unter Königin Elisabeth I. (1558-1603) begann, setzte die Entwicklung zur weltweiten Gemeinschaft ein. Die Gründung anglikanischer Gemeinden und, ab 1784, Diözesen blieb dabei im Laufe der Zeit nicht auf die Gebiete des späteren “Commonwealth” beschränkt; in der Tat war sogar der erste anglikanische Bischof im Ausland kein Bürger des Commonwealth, sondern der US-Amerikaner Samuel Seabury, der 1784 im schottischen Aberdeen als Bischof für die ehemalige Kolonie Connecticut geweiht wurde. Und obwohl englisch nach wie vor die weltweit verbindende Gottesdienstsprache ist, gibt es mittlerweile z. B. auch spanische und französische Fassungen des “Book of Common Prayer” und anderer Gottesdienstordnungen.
Die Kirche von England
Die Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft, die Kirche von England (Church of England, C of E) umfaßt das geographisch-politische Gebiet Englands in den Provinzen von Canterbury und York; die anglikanische Kirche von Wales wurde 1924 selbstständig.
Zur Kirchenprovinz von Canterbury gehören außerdem außerhalb Englands
die Diözese von Gibraltar in Europa, die für alle auf dem europäischen Kontinent lebenden Mitglieder der Kirche von England zuständig ist, sofern sie nicht dem Militär angehören, sowie die Isle of Man und – als Teil der Diözese von Winchester – die Kanalinseln.
Auf kontinental-europäischem Boden gibt es, anglikanisch, aber von der Church of England unabhängig, die Convocation us-amerikanisch-anglikanischer Pfarreien,
sowie je eine selbständige Kirche der anglikanischen Gemeinschaft in Spanien und Portugal.
Die C of E hat eine Generalsynode, die in drei “Häuser” gegliedert ist (Haus der Bischöfe, Haus des Klerus, Haus der Laien). Die Diözesanbischöfe sind von Amts wegen Mitglieder;
die anderen Häuser werden größtenteils gewählt. Diözesen und Dekanate haben darüber hinaus ihre eigenen Synoden.
Der jeweilige Monarch führt den Titel Supreme Governor (oberster Regent) der Church of England; zum Krönungseid gehört die Verpflichtung, die Stellung der Kirche von England
“und ihre Lehre, Gottesdienst, Ordnung und Regierung unverletzlich zu erhalten und zu bewahren, wie sie durch das Gesetz in England eingesetzt sind”. Der darin ausgedrückte Nationalkirchengedanke hat zur Folge, daß König oder Königin sowie alle Personen der Thronfolge der Reformation verpflichtet bleiben – sie dürfen keine Katholiken sein oder werden und keine Katholiken heiraten; andernfalls müssen sie auf ihre Stellung verzichten. In der politischen Praxis entscheidet allerdings die gewählte Regierung: Formell werden von der Krone z. B. die Diözesanbischöfe (mit Ausnahme des Bischofs von Gibraltar in Europa) und die Erzbischöfe ernannt; dies geschieht anhand eines Vorschlags des Premierministers, der seinerseits auf ein von der Generalsynode gewähltes Gremium angewiesen ist, das zwei Namen vorlegt. Der enge Verzahnung von Staat und Kirche wirkt sich auch in anderen Bereichen aus, in denen das Parlament nach wie vor weitgehende Einflußmöglichkeiten hat. So konnte die Entscheidung der Generalsynode zugunsten der Ordination von Frauen zum Priesteramt / Bischofsamt erst rechtskräftig werden,
nachdem beide Häuser des Parlaments ihrerseits zugestimmt hatten.
Auf der anderen Seite gibt es keine Kirchensteuer, und der Staat beteiligt sich mit wenigen Ausnahmen (Militär- und Gefangenenseelsorge, geringe Bauerhaltungszuschüsse) nicht an der Finanzierung der Kirche. Gehälter, Pensionen, Bauten und ihre Erhaltung müssen fast ausschließlich aus eigenen Mitteln getragen werden; im wesentlichen sind das alter Grundbesitz, Anlagen und Spenden. Anders als etwa katholische oder evangelische Pfarrer in Deutschland, haben daher die Pfarrer der Kirche von England ein vergleichsweise geringes Einkommen.
Die Anglikanische Gemeinschaft
Jede Teilkirche der Anglikanischen Gemeinschaft hat ihre eigene Regierung in Form einer Generalsynode oder einer ähnlichen Institution; ihr steht der jeweils höchste Geistliche vor. Die Teilkirchen stehen in regelmäßigem Kontakt durch mehrere Einrichtungen, unter denen die Lambeth Conference, das Primates’ Meeting und der Anglican Consultative Council hervorzuheben sind. Die Konferenz von Lambeth findet seit 1867 ungefähr alle zehn Jahre auf Einladung des Erzbischofs von Canterbury statt und umfaßt alle Diözesanbischöfe sowie einige Suffraganbischöfe der weltweiten Gemeinschaft. Beschlüsse dieser Konferenz haben empfehlenden und gegebenenfalls moralisch wegweisenden Charakter, besitzen jedoch keine kirchenrechtlich bindende Kraft. Das 1979 erstmals einberufene Primates’ Meeting ist ein alle zwei oder drei Jahre stattfindendes Treffen der leitenden Provinzialbischöfe, an dem neuerdings auch die Moderatoren der United Churches teilnehmen; der seit 1968 arbeitende Anglican Consultative Council ist eine ständige Einrichtung zur Koordinierung und Beratung der einzelnen Teilkirchen.
Lehre
Der Anglikanismus versteht sich als zugleich katholisch und reformiert. Wie der gewaltsame Tod zweier nachreformatorischer Erzbischöfe von Canterbury zeigt,
war dieser Mittelweg (lateinisch: via media) nie ohne Probleme: Thomas Cranmer wurde 1556 unter der römisch-katholischen Königin Mary auf dem Scheiterhaufen verbrannt;
William Laud wurde 1645 von seinen protestantischen (genauer: puritanischen) Gegnern geköpft. Eine spezifisch anglikanische Kirchenlehre gibt es nicht:
Das Besondere am Anglikanismus gegenüber den anderen christlichen Kirchen liegt vielmehr in der Verbindung biblischer Autorität mit den Glaubensbekenntnissen (Apostolicum und Nicaenum) und den Lehren der vier frühen ökumenischen Konzile (Nizäa, Konstantinopel, Ephesus, Chalcedon) auf der einen Seite sowie den reformatorisch geprägten Formen der Liturgie und dem Verständnis des geistlichen Amtes im Book of Common Prayer, im Ordinale und in den Thirty-Nine Articles auf der anderen Seite. Ferner bietet die vierteilige Formel von Lambeth (Lambeth Quadrilateral) von 1888 eine zusammenfassende Aussage über die anglikanischen Minimalvoraussetzungen für die christliche Einheit; sie sagt einleitend über die Heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments, dass sie “alle Dinge enthalten, die zum Heil notwendig sind”. Es folgen zweitens die Glaubensbekenntnisse als Ausdruck der Glaubenswahrheit, drittens die beiden von Christus selbst eingesetzten Sakramente (Taufe und Eucharistie; wobei die fünf “kleineren”: Konfirmation, Ordination, Ehe, krankensalbung und Beichte hier nicht genannt werden, aber durchaus anerkannt bleiben), sowie viertens der historische Episkopat in apostolischer Sukzession mit dem einen Amt in dreifacher Gestalt (Diakon, Priester, Bischof). Traditionell war dabei das geistliche Amt Männern vorbehalten; Frauen ist in vielen anglikanischen Kirchen, darunter der Church of England,
inzwischen neben dem Diakonat auch die Priester- und Bischofsweihe zugänglich.
Das Lehramt ist vielfältig dezentralisiert. In der Lambeth Konferenz von 1948 wurde festgehalten, daß die Autorität der Lehre verteilt ist auf die Heilige Schrift, die Tradition, die Glaubensbekenntnisse, die Verkünder des Wortes und die Verwalter der Sakramente, das Zeugnis der Heiligen und den “consensus fidelium”, d.h. die fortwährende Erfahrung des Heiligen Geistes in seinen Gläubigen innerhalb der Kirche. In der Diözese ist der Bischof Hüter der Glaubens, des gemeinschaftlichen Gebets und der Gemeindedisziplin; darüber hinaus ist er verantwortlich für den Zusammenhalt und die apostolische Verwurzelung seiner Ortskirche. Das Kanonische Recht, das in jeder Teilkirche verschieden ist, bietet Rückhalt. Wechselnde theologische und geistliche Strömungen haben zu unterschiedlichen Ausprägungen innerhalb der Kirche geführt. Dabei kann man sich die Situation heute wie ein Dreieck vorstellen, mit den drei Spitzen der Evangelikalen, früher häufig “Low Church” genannt, geprägt durch eine betonte Rolle von Bibel, Evangelisation, geistlicher Erneuerung und persönlichem Christusbekenntnis, der aus dem “Oxford Movement” im 19. Jahrhundert hervorgegangenen anglo-katholischen “High Church” mit ihrer Betonung der Liturgie und der Sakramente im Sinne der weltweiten “katholischen” Kirche, sowie der Liberalen, der früher etwas mißverständlich sogenannten “Broad Church”. Gerade umstrittene Fragen wie jene der Ordination von Frauen zum Priesteramt / Bischofsamt machen allerdings deutlich, daß keine dieser Gruppierungen eine monolithische Masse mit unverrückbaren Positionen ist.
Liturgie und Gottesdienst
Jede Teilkirche der anglikanischen Gemeinschaft hat ihre eigene Liturgie; ein wichtiger Ausgangspunkt ist das Book of Common Prayer von 1662; auch alte schottische Liturgien haben einen bleibenden Einfluß. Die dominante Rolle des Book of Common Prayer wurde in der Kirche von England im Gottesdienst inzwischen von Common Worship übernommen. Vor allem in den Eucharistiefeiern werden Riten erkennbar, die dank der gemeinsamen Wurzeln in der Liturgischen Bewegung vieles mit der römisch-katholischen Eucharistie gemeinsam haben. Daneben gibt es Spielraum im Ritus, so daß in einigen Kirchen die Eucharistie traditioneller wirkt als in römisch-katholischen Kirchen nach dem Zweiten Vatikanum, während in anderen die Liturgie eine eher evangelikale Gestalt annimmt. Neben Eucharistiefeiern (Holy Communion, Mass und gelegentlich Lord’s Supper genannt) stehen von alters her das Morgengebet (Morning Prayer oder Mattins), der Abendgebet (Evening Prayer oder Evensong) und, wenngleich seltener, die Komplet (Compline).
Die Kirchenmusik nimmt (wenn immer möglich) eine besondere Stellung ein;
dafür bürgt nicht nur die herausragende Qualität der Kathedral- und College-Chöre,
sondern auch die intensive Pflege des musikalischen Reichtums der gesamtchristlichen Tradition noch in der kleinsten Gemeinde.
Religiöse Orden
In der Reformation des 16. Jahrhunderts wurden alle Klöster aufgelöst und die Orden verboten. Seit dem 19. Jahrhundert haben sich jedoch auch innerhalb der anglikanischen Kirche wieder Ordensgemeinschaften gebildet. Mit Ausnahme der Angehörigen einiger Ordensgemeinschaften sind anglikanische Geistliche nicht an den Zölibat gebunden.
Laien
In der anglikanischen Kirchengemeinschaft wird das “allgemeine Priestertum der Gläubigen” nach 1. Petrus 2, 5-9 sehr ernst genommen; eine besondere Ausprägung findet dies im Laienstand der Reader, die nach einer mehrjährigen Ausbildung mit bischöflicher Genehmigung Wortgottesdienste feiern, predigen, lehren und beerdigen sowie mit Einschränkungen auch an der Eucharistiefeier mitwirken.
Carsten Peter Thiede (1993);
updated by Charlotte Methuen (2003)
updated by Joachim Reich (2020)